Dienstag, 19. Juni 2018

19.06. Eidsdal -> Malm ~525 km

Hab ich eigentlich schon geschrieben, daß es hier nicht dunkel wird? Na egal! Jedenfalls schlafe ich dadurch sehr spät ein und wache dafür umso früher wieder auf. Heute wurde die Aufwachphase durch ein ganz vertrautes Geräusch untermalt. Das stete Tropfen des Regens auf die Zeltplane. Ich drehte mich nochmal um und hoffte, daß der Regen nach einem weiteren Nickerchen schon aufhören würde. Dem war aber leider nicht so, und deshalb beschloss ich gegen 08:00 Uhr, meine Sachen zu packen und abzureisen.

Bei entspannten 4°C Regen und Wind zog ich warme Kleidung, die Leder- und die Regenkombi an und stopfte das quitschnasse Zelt in den dafür vorgesehenen Beutel. Danach gehen einem ganz schön viele Dinge durch den Kopf. Nicht etwa:"Ist es schädlich für das Zelt nass verpackt zu werden?" Sondern eher:"Was mach ich, wenn bei mir - verpackt wie eine Presswurst - ein erhöhter Stoffwechsel einsetzt?" Aber alles Jammern half nichts, also ab aufs Moped und los.

Zunächst ging es hinunter in den Hafen von Eidsdal und dann auf die Fähre, die mich über den Fjord bringen sollte. Auf der Fähre sprach mich ein Rentner aus Bremerhaven an. Er meinte, daß der Trollstigen auf der anderen Seite des Fjords noch weitergeht. Und er hatte Recht. Das Gebiet, durch das die 63 führt, heißt tatsächlich Trollstigen. Zwischendurch ließ der Regen nach, und die leidlich abgetrocknete Straße war sehr viel besser zu befahren als gestern der Teil zum Geirangerfjord hinunter. Wobei ich ganz ehrlich sagen muß, daß die ganz engen Serpentinenstrecken nicht unbedingt mein liebstes Kurvenrevier sind, höchstens mein zweitliebstes. Obwohl ich es ruhig angehen ließ, habe ich dann aber doch noch in einer Linkskurve wegen einer Bodenwelle irgendwas am Motorrad angeschrabbelt.

Das trockene Wetter war dann rasch vorbei, und der Regen und stürmische Wind legten wieder los. Die mittelprächtige Strecke, die mich über zwei weitere Fähren bis nach Brekstad führen sollte, war bei dem schlechten Wetter einfach nur anstrengend und öde. Die Fähre nach Brekstad hatte es dann aber wieder in sich. Die Gischt spritzte ständig aufs Deck und machte mich zusätzlich zum Regen noch mehr nass. Nur auf eine salzige Art. Durch die stürmische See war die Fähre so am Schaukeln, daß ich zudem meine Mühe hatte, das Motorrad nicht hinfallen zu lassen.

In Brekstad angekommen fuhr ich den örtlichen Supermarkt an, um ein wenig Verpflegung zu bunkern. Danach ging es weiter auf Campingplatzsuche. Ich wurde auch auch schnell fündig. Allerdings war die Rezeption nicht mehr besetzt, und unter der angegebenen Telefonnummer war nur die Mailbox zu erreichen. Also suchte ich im Navi nach dem nächstgelegenen Campingplatz am weiteren Verlauf meiner geplanten Strecke. Rissa Camping an der 720 war zwar noch  ziemlich weit weg, aber falls sich vorher eine andere Übernachtungsmöglichkeit auftun sollte, würde ich eben die wahrnehmen. Und so machte ich mich auf die Suche.

Falls jemand mal auf die Idee kommen sollte, Rissa Camping an der 720 anzusteuern. Macht es nicht. Nach einer endlosen Sucherei reifte in mir die Erkenntnis, daß es diesen Platz wohl nicht mehr gibt. Auf den Koordinaten, die Calimoto für den Campingplatz ausweist, stehen allerdings zwei recht schmucke Einfamilienhäuser zum Verkauf.

Es ist nass, kalt und windig. Man hat den Kaffee voll auf und keine Lust mehr weiterzufahren. Was macht man da? Man haut nochmal richtig einen raus! Mit Wut im Bauch und in der Hoffnung, doch noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, fuhr ich die 720 Richtung Malm. Kurz vor Malm kam dann auch endlich die Erlösung in Form eines kleinen rumpeligen Häuschens für 600 Kronen die Nacht. Bier auf, Essen warm machen und heiß duschen. Alles wird gut. Ich habe sogar die E-Zigarette wiedergefunden!

Die Strecke von Brekstad nach Malm ist eigentlich sogar ganz nett. Sie führt erst durch bergiges Gelände und später dann direkt an der Küste entlang. Bei gutem Wetter macht es bestimmt Spaß dort zu fahren.

Für die Statistiker:
Fahrzeit: viel zu lang
gefahrene Strecke: ~525 km
Wetter: 4° Regen und Sturm bis 13° bedeckt
maximale Schräglage: 38°






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