Freitag, 29. Juni 2018

29.06. Saddle Sore Ostfriesland 1056 km

Es gibt einen inoffiziellen Ride der Iron Butt Association, den Saddle Sore Ostfriesland. Er gilt als äußerst knifflig, da mehrere Bedingungen erfüllt sein müssen. Aus diesem Grund hat sich auch noch niemand daran versucht. Die IBA spricht sogar davon, daß es diesen Ride überhaupt nicht gibt. Bei einem offiziellen Ride der Iron Butt Association gilt in der Regel:"Fahre xxxx Kilometer oder Meilen in yy Stunden." 

Die Anforderungen für den Saddle Sore Ostfriesland sind da schon sehr viel umfangreicher:

1. Fahre den kleinen Ort Upschört in der Gemeinde Friedeburg in Ostfriesland an.

2. Die gefahrene Strecke muß mindestens 1000 km lang sein und durch 3 Länder führen.

3. Während des Rides muß eine mindestens 35 Minuten dauernde Fährpassage bewältigt werden.

4. Du mußt die Nacht vor der Abfahrt im Zelt geschlafen haben.

5. Du mußt vor der Abfahrt mit mindestens 3 Freunden frühstücken, die alle ausgeschlafen sind.

6. Von den Freunden, die mit Dir frühstücken, müssen mindestens zwei in einem Wohnwagen und einer in einem Haus geschlafen haben.

7. Komme vor Mitternacht des selben Tages in Upschört an.

Heute morgen beim Frühstück habe ich gedacht:"Hmmm könnte klappen!" Und es hat geklappt... Und damit ist meine Motorradtour "Einmal Nordkap und wieder zurück" nun vorbei.

Schön war's!



Donnerstag, 28. Juni 2018

28.06. Oforsen -> Svaneholm/ Svanskog 192 km

Für skandinavische Verhältnisse ging es heute auf einen Besuch in die Nachbarschaft. Noch nicht einmal 200 km waren zu bewältigen. Quasi ein Katzensprung.

Nach einem reichhaltigen Frühstück mit meinen Eltern, hab ich den ersten Gang eingelegt, den Motor kurz aufheulen lassen und war auch schon in Svanskog bei meinen Freunden angekommen.

Es folgte ein sehr angenehmer Tag mit gutem Essen, ebenso guten Gesprächen und Baden im See, der seinen krönenden Abschluss bei Zigarre, Obstler und Bier in der schwedischen Abendsonne fand.

Gibt es vom Motorradfahren was zu berichten? Eigentlich nicht! Der Verkehr nimmt deutlich zu, je weiter man in den Süden und in die Nähe größerer Ortschaften kommt. Der Zauber der Einsamkeit skandinavischer Wälder verfliegt so langsam.

Zeit also, sich mal Gedanken über die schwedische Sprache zu machen. Das Schwedische ist dem Deutschen nicht unähnlich. Zumindest, wenn es geschrieben steht, erschließt sich einem der Sinn meistens auf den ersten Blick. Wer den Satz: 

"Har Du Probleme med de Tankening? Ring mi! Sverker"

nicht auf Anhieb versteht, der trinkt am besten mehrere Liter Bier, ruft Sverker an und brüllt dann einfach mal "FINNINNEN!" ins Telefon. Danach sollte es mit dem Schwedischen schon viel besser klappen.

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 2:30 Stunden
gefahrene Strecke: 192 km
Wetter: 22° Sonne bis 28° Sonne
maximale Schräglage: 26°




Mittwoch, 27. Juni 2018

27.06. Hoting -> Oforsen 575 km

"Wir rollen immer weiter, sitzen auf Chrom, laute Motoren sind die Stimme unserer Generation..."

Ich sitze nicht auf Chrom, sondern auf japanischer Großserientechnik. Und die funktioniert ausgesprochen gut. Seit der letzten Inspektion vor 6000 km hat die VFR keinen einzigen Tropfen Öl verbraucht! Besser geht's nicht.

Heute morgen machte ich mich gegen 10:30 Uhr auf, um auf dem "Inlandsvägen" ein paar Kilometer zu fressen. Morgen will ich mich mit meinen Freunden in Svanskog treffen. Und bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Der Inlandsvägen ist die schwedische Version der Route 66. Er geht in Nord-Süd-Richtung durch mehr oder weniger ganz Schweden. Links und rechts der Straße gibt es immer mal wieder die Möglichkeit, etwas zu essen, zu tanken oder sich auf andere Art die Zeit zu vertreiben. Ab und zu gibt es sogar auch ein paar Kurven. Es herrscht wenig Verkehr, pure Entspannung war also angesagt. Nun gut, rund um Östersund und Mora nervte es vielleicht ein wenig, aber das war schnell wieder vorbei.

Ich rollte also immer weiter durch den Rest von Lappland und durch Jämtland in Richtung Värmland. Bei ungefähr 100 km/h brummelte die VFR zufrieden das Hohelied der Zubehör-Auspuffindustrie in die Landschaft. Dies führt in Deutschland in der Regel dazu, daß einem mit einem Betroffenheitstransparent vor der Nase herumgewedelt wird. Wegen der Lärmbelästigung und so. In Schweden erntet man dafür ein Lachen und einen nach oben gereckten Daumen. "Yeah Baby, ich schalte nochmal einen Gang runter..."

Bei der ganzen Entspannung wies Calimoto mich plötzlich an, den Inlandsvägen zu verlassen und auf die 296 einzuschwenken. "Och, echt jetzt? War doch gerade so schön ruhig hier!" 

Zunächst ging es dann auch sehr ruhig auf der 296 weiter. Doch dann wurde die Straße enger und das Geläuf wurde kurviger. Kurven? Für schwedische Verhältnisse sogar jede Menge davon! Ich ließ alle guten Vorsätze bezüglich der zulässigen Höchstgeschwindigkeit sausen und freute mich über etliche Kilometer Kurvenballerei, die auf der 310 ihre Fortsetzung fanden. Da die Straße ziemlich eng und unübersichtlich war, konnte man zwar nicht voll durchziehen, aber ich hatte meinen Spaß.

Und dann kehrte die Entspannung wieder zurück, denn ich befand mich wieder auf dem Inlandsvägen. Nach vielen weiteren Kilometern schwenkte ich gegen 18:30 Uhr auf einen Rastplatz ein und traf auf ein liebenswürdiges älteres Ehepaar aus Deutschland, das meinen eigenen Eltern zum Verwechseln ähnlich war. Es waren meine Eltern. Das Schicksal ist unausweichlich...

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 8 Stunden
gefahrene Strecke: 575 km
Wetter: 14° Sonne bis 26° Sonne
maximale Schräglage: 34°








Dienstag, 26. Juni 2018

26.06. Pimpiö -> Hoting 577 km

Die Gewässer in Schweden haben fast alle Trinkwasserqualität. Das sagt man zumindest so. Als ich mir heute morgen meinen Kaffee kochen wollte, habe ich doch lieber dankend darauf verzichtet, das Wasser aus dem angrenzenden kleinen Fluß zu schöpfen. Das Wasser sah nämlich so aus als wäre es bereits Kaffee.

Es ging also ohne Morgenkaffee auf die Piste. Zunächst machte ich mich erstmal auf die Suche nach einer größeren Ansiedlung, um zu tanken und zu frühstücken. Ich wurde schnell fündig und stellte fest, daß der Kaffee an der Tankstelle dem Wasser im Fluß nicht unähnlich war. Die schwedische Regierung scheint sehr um die Gesundheit ihrer Mitbürger besorgt zu sein. So wenig "Kaffee" im Kaffee habe ich noch nie woanders erlebt.

Dafür durfte ich dann Zeuge von etwas werden, was es so wohl auch nur hier gibt. Ein Schwede wollte mit seinem Auto wegfahren. Bevor er allerdings den Motor starten konnte, mußte er erst einmal in eine Art Atem-Alkohol-Meßgerät pusten. Erst als dieses den Zustand des Mannes als fahrtüchtig erachtete, ließ sich der Wagen starten. Erschrocken fuhr ich von dannen. Man stelle sich nur mal vor, daß so etwas auch in Deutschland eingeführt würde...

Heute habe ich auch mal ein kurzes Stück Autobahn ausprobiert. Es ist auf dem Motorrad genauso nervig wie in Deutschland - nur langsamer und schwedischer. Schnell ließ ich mich deshalb von der Navigationsapp wieder auf Landstraßen lotsen. Und die führten mich heute durch Lappland.

Es gab wieder das volle Programm: Wälder, Seen, Einsamkeit und natürlich Rentiere. Ich liebe die Rentiere. Wenn man mit dem Moped angefahren kommt, glotzen sie einen erstmal erschrocken  an und bleiben stehen. Dann überlegen sie manchmal sehr lange, in welche Richtung sie denn jetzt gehen sollten. Wenn sie sich entschieden haben und dann aber auf halbem Weg feststellen, daß ihnen der eingeschlagene Weg doch nicht so zusagt, stürmen sie plötzlich auf die tollpatschigste Art und Weise, die das Tierreich kennt, in die entgegengesetzte Richtung davon.

Und dann hab ich endlich auch einen Elch gesehen. Leider konnte ich ihn nicht fotografieren. Aber es war schon ein ziemlich imposanter Anblick. Die Viecher sind riesig!

Und Mücken und allerlei anderes Geschmeiß gibt es hier natürlich auch ohne Ende. Aber die trauen sich dank "Anti-Brumm forte" nicht an mich ran. Nur das Visier war am Ende des Tages mit sehr viel Leichen übersät.

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 10 Stunden
gefahrene Strecke: 577 km
Wetter: 13° heiter bis 22° wolkenlos
maximale Schräglage: 39° 😁









Montag, 25. Juni 2018

25.06. Giellajohka Camping -> irgendwo in Nordschweden ~470 km


Als ich gestern das Zelt aufgebaut habe, muß ich wohl Zündung und Licht an meinem Motorrad angelassen haben. Jedenfalls war sofort die altersschwache Batterie der VFR leer. Da ich sonst nie die Zündung eingeschaltet lasse, werte ich das als einen letzten heimtückischen Versuch Norwegens, mir die Tour doch noch zu vermasseln. Das hat aber sowas von nicht geklappt, denn der Campingplatzbesitzer hatte direkt ein Ladegerät zur Stelle. "Man Norwegen das kannst Du also auch nicht, Du Flitsche!"

Nachdem die Batterie geladen war, fuhr ich zunächst nach Ivalo, um mir bei einem Händler eine neue zu besorgen. Der Händler hatte zwar jede Menge Batterien vorrätig. Doch keine wollte so richtig passen, so daß ich irgendwann beschloß, mit der alten Batterie weiter zu fahren. Norwegen hatte hoffentlich endlich aufgegeben.

Der Weg durch Finnland führte mich über kerzengerade Straßen. An sich ist das zum Motorradfahren relativ langweilig, aber so konnte ich wenigstens die an den Seiten schon ziemlich abgerubbelten Reifen auch mal in der Mitte abfahren. Außerdem ist die Landschaft sehr reizvoll. Nicht ganz so gewaltig wie in Norwegen, nach dem Motto: "HEY! Guck mal, was ich kann! Geirangerfjord, voll krass, oder? Macht 400 Kronen!", sondern eher auf zurückhaltende Weise. Ein netter See hier. Ein paar Rentiere da. Und viel Wald. Und die Finnen sind zudem überaus freundliche Menschen.

Apropos Rentiere. Die laufen hier ganz gemütlich auf der Straße herum. Man kann denen, wenn man vorsichtig ist, richtig nahe kommen. Aber wenn man anhält, um mit dem Handy ein paar Bilder zu machen, bekommen sie Angst und verziehen sich. Für solche Situationen hatte ich mir eigentlich eine Helmkamera zugelegt, doch leider ist in Norwegen der Akku kaputt gegangen...

Ich fuhr auf der 655, die zunächst auch recht gut asphaltiert war. Irgendwann blinkte mich ein entgegenkommendes Auto an. In der Annahme, er hätte mich vor einem Blitzer gewarnt, winkte ich dem Fahrer freundlich zu und raste unvermittelt in die erste Bodenwelle. Diesem ersten Buckel sollten dann auf vielen Kilometern ganz viele weitere folgen. In einem abgewandelten "Fisty & Burns" Style habe ich die Dinger aber ganz gut abwettern können.

Wo wir schonmal bei Fisty & Burns sind... Nach der Buckelpiste kamen dann nämlich noch etwa 50 km Sand und Schotter auf der 6552. Da sag noch einer, Motorradfahren in Finnland sei langweilig.

Der Rest der Reise verlief dann aber wieder ganz ruhig. Und schon war ich in Schweden. Um 19:00 hatte ich keine Lust mehr weiterzufahren, und werde nun an einem kleinen Fluß wild campen.

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 8 Stunden
gefahrene Strecke: ~470 km
Wetter: 12° bedeckt bis 22° Sonne
maximale Schräglage: 21° 🤔











Sonntag, 24. Juni 2018

24.06. Nordkap -> Giellajohka Camping (Finnland) 300 km

Und schon bin ich wieder weg vom Nordkap. Die Fahrt dorthin hatte wettermäßig wieder alles dabei, was es so gibt. Ich war auf der E6 und auf der E69 unterwegs. Da ich oft alleine war, hatte ich sogar richtig Spaß, wenn es gerade mal nicht geregnet hat. Also das geht da selten geradeaus sondern mehr so in Richtung langgezogene Kurven. Gut, mit 90 ist man da jetzt nicht so richtig schräg, aber besser als mit 90 km/h 400 km geradeaus zu fahren ist es auf jeden Fall.

Die letzten 100 km zum Nordkap hatten es dann nochmal in sich. Der Wind nahm immer mehr zu, je näher man dem Kap kam. Ich mußte mich richtig gegen den Wind lehnen, so daß ich manchmal Rechtskurven mit nach links geneigtem Motorrad gefahren bin und umgekehrt. Vor dem Kassenhäuschen hätte es mich fast umgeweht. Doch dann stellten sich zwei nette Kieler mit ihrem Sprinter neben mich und gaben kostenlos Windschutz.

Am Kap selbst hatte ich richtig Mühe zur Kugel zu gelangen, so stark blies der Wind. Doch dann war ich schließlich dort und machte mein Foto. Ich vertrieb mir noch ein wenig die Zeit und machte mich dann auf den Rückweg, denn außer Geld auszugeben, kann man in der Nordkaphalle jetzt nicht soviel machen. Eigentlich wollte ich da oben ja zelten, aber bei dem Wind wäre das nichts geworden.

Und so ging's dann mit ordentlich Dampf bei heftigem Wind wieder runter vom Nordkap. Da ich ganz alleine in meiner Richtung unterwegs war, konnte  ich so fahren, wie ich wollte. Es ist lustig, aber bei starkem Seitenwind ist es oft besser, ein bißchen schneller zu fahren. Der Wind kommt dann "gefühlt" mehr von schräg vorn.

Und dann war ich auch ziemlich schnell in Finnland. Und nun kann ich endlich mal die Mitternachtssonne erleben und nicht nur den Mitternachtswind, den Mitternachtsregen oder die Mitternachtswolken.

Ich sag mal: "Tschüß Norwegen! Du hast mit allen Mitteln versucht, mich daran zu hindern, zu Deinem Allerheiligsten - dem Nordkap - vorzudringen. Mit Regen, Wind, Kälte, schlechten Straßen und überzogenen Preisen wolltest Du mir die Weiterfahrt vermiesen. Mit atemberaubenden Landschaften im Süden und auf den Lofoten hast Du hinterlistig versucht, mir die Lust auf's Weiterreisen zu nehmen. Als das Alles nicht half, wolltest Du mich zum Schluss dann nur noch wegblasen. Du hast alles versucht, und bist doch gescheitert. 'Bist halt ein Weichei. Aber mach Dir nichts draus. Italien ist fast genauso ein Softie wie Du. Ich hab Dich trotzdem lieb."

So und nun bin ich in Finnland. Die Menschen sind freundlich. Die Sonne scheint. Alles gut? Nee, nicht alles! Das Moped zickt, aber darum kümmere ich mich morgen...

Für die Statistiker:

Fahrzeit: ~12 Stunden
gefahrene Strecke: ~720 km
Temperatur: 2° Regen bis 12 ° Sonne
maximale Schräglage: 32° 🙂








24.06. Rotsund -> Nordkap 420 km


Ich bin am Nordkap
Ich bin Lodenhose
Wyrd biđ ful aræd 





Ist nur ein bißchen windig...




Samstag, 23. Juni 2018

23.06. Sandsletta -> Rotsund 505 km

Heute morgen tropfte es wieder auf das Zelt. Es hätte nicht viel gefehlt und der große zornige schwarze Kerl wäre wieder unvermittelt aus mir hervorgebrochen. Doch ein Blick gen Norden verhieß Gutes. Dort erschienen mir die Wolken heller und weniger dicht. Also entschied ich mich für Lederspeiche statt Gummi-Hulk. Dies brachte mir auch direkt die Einladung eines Norwegers auf ein Fest ein. Doch ich lehnte dankend ab mit dem Verweis auf die lange Strecke, die ich noch zu bewältigen hätte.

Um 09:00 Uhr ging es bei leichtem Nieselregen - für norwegische Verhältnisse also bedecktem Himmel - los Richtung E10. Auf der E10 bin ich gestern schon unterwegs gewesen. Sie erstreckt sich über die gesamten Lofoten und mündet irgendwann in der Nähe von Narvik auf die E6. Eigentlich ist die E10 sogar ganz nett zu befahren allerdings nur, wenn nicht zuviel Verkehr ist.

Nach etwa 45 Minuten fühlte ich mich dann etwas unbehaglich. So als ob etwas aus mir heraus wollte. Es dauerte nicht lange, und Zack...hatte ich mich wieder in den grobschlächtigen schwarzen Gummimann verwandelt, der mit zusammengebissenen Zähnen seinem Ziel entgegeneilt. Der norwegische bedeckte Himmel war nämlich mal wieder in einen ergiebigen norwegischen Landregen übergegangen.

Calimoto wollte mich zwischendurch immer wieder auf Nebenstraßen lotsen. Aufgrund des schlechten Wetters blieb ich aber auf der besser ausgebauten E10. Wenn ich allein unterwegs war, machte es sogar richtiggehend Spaß, von dem Regen einmal abgesehen. In der Nähe von Narvik mündet die E10 in die E6. An der dort gelegenen Tankstelle machte ich erst einmal Rast und nahm eine Bestandsaufnahme von Mensch und Maschine vor. 

Maschine: könnte nicht besser sein...wieso?😁
Mensch: ach leck mich doch... 😲

"Das Wasser sucht sich seinen Weg" haben wir früher beim Dachdecken immer gesagt. Beim Motorradfahren im Regen ist es genauso. Der Weg führt in diesem Fall am Hals entlang ins Innere der Kombi. Wenn es warm genug ist, verdunstet das Wasser mit einem beleidigten Gesichtsausdruck wieder, und man bleibt trocken. Wenn es allerdings nur so 3-4°C draußen hat, fühlt es sich in der Kombi pudelwohl und breitet sich aus.

Gut durchgefeuchtet ging es nun also auf die berühmt-berüchtigte E6. So schlimm fand ich sie hier oben gar nicht mehr. Es war wenig Verkehr. Und die Landschaft ist auch ganz ansprechend. Sogar Kurven gab es. Aber nach 500 km hatte ich dann keine Lust mehr und steuerte den nächsten Campingplatz an. Der Gummi-Hulk-Modus bescherte mir eine große Hütte zum halben Preis. Bier auf...was gegessen...alles wieder gut😊

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 9 Stunden
gefahrene Strecke: 505 km
Wetter: 2° Regen bis 6° "norwegisch bedeckt"
maximale Schräglage: 24°




Freitag, 22. Juni 2018

22.06. Reipå -> Sandsletta (Lofoten) ~270 km

Heute ist ein besonderer Tag. Und warum? Nur für den Kick für den Augenblick? Nee weil - und das kann ich gar nicht genug betonen - es heute mal nicht geregnet hat!😊 Eine ganze Weile schien sogar die Sonne.

Zunächst stand erst einmal der Rest der FV17 auf dem Programm. 112 km hatte ich bis Bodø noch zu fahren. Landschaftlich und auch von der Kurven her gab es mal wieder nichts auszusetzen. Wobei die Straße wohl auch von vielen anderen Touristen geschätzt wird, und es deshalb dementsprechend viel Verkehr gab. Absoluter Touri-Hotspot war dann der Saltstraumen. Ein mächtiger Gezeitenstrom, der mit bis zu 40 km/h bis zu 400 Millionen Kubikmeter Wasser hin und her bewegt. Dabei sollen gewaltige Strudel entstehen. Lediglich bei Stillwasser kehrt etwas Ruhe ein. Ist ja wohl klar, wann ich da war... Dafür durfte ich dann an einer Umfrage eines Tourismus-Instituts teilnehmen und habe jede Menge unsinnige Antworten gegeben.

Bis 11:00 Uhr mußte ich in Bodø an der Fähre sein. Da ich früh genug losgefahren war, trödelte ich viel herum. Am Ende wurde es deshalb dann aber wieder sehr knapp, da Bodø doch größer ist, als ich erwartet hatte. Kurz vor 11:00 Uhr rollte ich erleichtert rechtzeitig auf die Fähre zu den Lofoten. Die Überfahrt dauerte etwas mehr als 3 Stunden.

Hey-Ho Lofoten-Joe! Ist das Klasse hier! Es riecht zwar ein wenig nach Fisch, aber nach einer Woche in Motorradstiefeln könnte ich auch durchaus einen olfaktorischen Kontrapunkt setzen, wenn ich wollte. Mach ich aber nicht - keine Angst. Die Kombination aus Bergen, Stränden, Häfen und der irre grün leuchtenden Vegetation ist - man kann es nicht anders sagen - atemberaubend!

Was ist grün und stinkt nach Fisch? Nicht Werder Bremen...Die Lofoten! Trotzdem geht es morgen weiter Richtung Norden. Mal schauen, wie es da so ist.

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 9 Stunden
gefahrene Strecke: 270 km
Wetter: 7° bedeckt bis 13° Sonne
maximale Schräglage: 28° 😚













Donnerstag, 21. Juni 2018

21.06. Vennesund -> Reipå 324 km

Ausgeschlafen und festen Willens, die folgende Nacht wieder im Zelt zu verbringen, brach ich um 09:00 Uhr von Vennesund auf, um den Rest der FV17 abzufahren. Bis Bodø, wo die Fähre um 18:45 Uhr Richtung Lofoten startet, waren es 433 km. Das sollte zu schaffen sein. 

Die FV17 wird auf der Strecke von Steinkjer nach Bodø durch 6 Fährverbindungen unterbrochen. Eine hatte ich schon gestern von Holm nach Vennesund genommen, also blieben noch 5 übrig. Bisher hatte ich das Fährgeschäft in Norwegen folgendermaßen kennengelernt: Fähre kommt an und spuckt ganz viele Fahrzeuge aus, die Wartenden fahren auf die Fähre, wenn alle auf dem Schiff sind legt es ab und die Besatzung kassiert den Fahrpreis. Sehr effizient.

Die nächste Verbindung ging von Horn nach Andalsvågen. Um 09:45 Uhr hatte ich die 57 km bis dorthin bereits bewältigt und stand schon etwas ungeduldig am Anleger als das Schiff um kurz nach zehn eintraf. Es folgte Teil 1 der üblichen Fährprozedur. Unter anderem verließ auch ein etwas älterer Traktor die Fähre und parkte dann direkt am Anleger neben einem funkelnagelneuen Trecker. Eigentlich sollte nun Teil 2 folgen, indem alle auf die leere Fähre brettern, doch stattdessen schloß sich eine Schranke, und es passierte erst einmal nichts. "Nanu, was ist denn jetzt los? Pause? Betriebsversammlung? Mitarbeitergespräch?" Keiner wußte was. Wir standen einfach so da und warteten. Gelangweilt beobachtete ich die zwei Typen mit ihren Traktoren. Offenbar bekam der eine von dem anderen eine Einweisung in die Funktionen des nagelneuen Schleppers.

Nach etwa 45 Minuten kam dann ein Decksmann heraus und fing schon einmal an abzukassieren. Immer wieder schaute er dazwischen zu den beiden Traktor-Heinis und fing dann auch noch an, einige Fahrzeuge auf andere Spuren umzudelegieren. Irgendwann stieg derjenige, der mit dem alten Trecker angekommen war, dann in das neue Gerät, und endlich öffnete sich auch die Schranke. Mittlerweile war es 10:00 Uhr. Wir haben also alle fast eine ganze Stunde auf eine 15-minütige Überfahrt gewartet, weil Tomaten-Thoralf noch eine Einweisung in seine neue Zugmaschine brauchte. Wahrscheinlich ist er in dieser Gegend ein Jarl oder sowas und kann solche Dinge einfach so veranlassen.

Die nächsten Fährpassagen funktionierten dann wieder nach dem bewährten Prinzip. Allerdings gab es dabei auch zwei Überfahrten die sehr viel länger dauerten als die üblichen 15 Minuten. So war schnell klar, daß ich die Fähre um 18:45 Uhr in Bodø heute nicht mehr erreichen würde.

Unbemerkt habe ich übrigens auf einer der Fähren den Polarkreis überquert. Und wie ist das Wetter hier oben? Na wie es bislang immer auf meiner Reise war! Norwegischer Regen satt! Wobei es gab auch heute immer wieder ein paar längere trockene Phasen. Einmal hat sogar für 10 Minuten die Sonne geschienen. Überhaupt liebe ich es mittlerweile, meine Regensachen über die Lederkombi zu ziehen. Wenn ich dann noch meinen typisch vergnatzten Gesichtsausdruck auflege, sehe ich aus wie ein nasser schwarzer Gummi-Hulk mit Bart. Und dann werden die reservierten, leicht überheblichen Norweger zu verunsicherten Norwegern. Ein durchaus amüsanter Anblick.

Aber das mit dem Zelten habe ich heute nochmals sein gelassen. Und wenn ich gerade nach draußen schaue, war das auch eine sehr gute Idee. Außerdem sind die warmen Duschen auf dem Campingplatz kostenlos. Den Preis für die Hütte kann ich also locker wieder reinduschen.😋

Für die Statistiker:
Fahrzeit: 10,5 Stunden
gefahrene Strecke: 324 km
Wetter: 6° Regen bis 12° Sonne
maximale Schräglage: Fußraste rechts😁